Bbr. Dr. Peter Kreutzer: „Zweiter Gründer der Unitas“

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ESSEN. Kardinal Karl Josef Schulte aus Köln und 150 Priester gaben ihm nach seinem Tod am 10. Juni 1934 das letzte Geleit: Bbr. Peter Kreutzer, 1907 zum Pfarrer an St. Johann Baptist in Essen-Altenessen berufen und 1925 zum ersten Stadtdechanten von Groß-Essen ernannt, war 27 Jahre Großstadtseelsorger in der Ruhrmetropole. Als Kaplan an seiner Kirche wirkte Bundesbruder Dr. Carl Klinkhammer, der als erster Priester von den Nazis verhaftete „rote Ruhrkaplan“ und spätere „Bunkerpfarrer“ von Düsseldorf. In der unitarischen Geschichtsschreibung wird Dr. Peter Kreutzer neben Hermann Ludger Potthoff aus Werden nicht von ungefähr als der „zweite Gründer“ der Unitas (UV) bezeichnet.

„Zu den Unitariern, die am tiefsten und nachhaltigsten die Geschichte unseres Verbandes beeinflußt haben, gehört ohne Zweifel unser Bundesbruder Peter Kreutzer ...“, so erinnerte 1954 die Unitas-Zeitschrift. (1) Er „hat sich später als Großstadtseelsorger im Ruhrgebiet einen bedeutenden Namen gemacht“, vermerkte der Chronist, der aus Anlass der Wiederkehr des 20. Todestages von Peter Kreutzer ein Kapitel aus einer kleinen Schrift von Kreutzers ehemaligem Kaplan Gottfried Salz vorstellte. (2) Auch 1961, zur zweiten, der 84. Generalversammlung des Unitas-Verbandes in Essen, würdigte die Unitas-Verbandszeitschrift Kreutzers Wirken und nahm Bezug auf die 1940 in der Sammlung „Gestalt und Leben katholischer Priester“ veröffentlichte Schrift des ehemaligen Essener Jugendpräses Salz. (3)

Prägung durch Bbr. Dr. Ferdinand Rheinstädter in Neuss

Peter Kreutzer, geboren am 8. April 1866 in Büderich bei Neuß, wächst mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Sein Vater Peter Christian Hubert Kreutzer ist drei Monate vor der Geburt gestorben. Die Mutter Maria Anna, geborene Schäfer, der er zu seiner geistlichen Berufung viel verdankt, wird als fromm, klug und energisch geschildert. Sie wird ihn später an seine Seelsorgestellen begleiten und ab 1895 zwölf Jahre lang für den Haushalt sorgen. (4) Seine Begabung fällt auf, er kommt aufs Gymnasium in Neuß. Sein dortiger Religionslehrer ist der Priester und Unitarier Dr. Ferdinand Rheinstädter, Gründer der Neusser Zentrumspartei und des „Neusser Wochenblattes“ (5). „Es ist sicher“, so Salz, „daß Rheinstädter bei der Weckung des Priesterberufes seines Schülers eine geistige Vaterschaft ausgeübt hat.“ (6) Rheinstädter veranlasst den jungen Niederrheiner, der seine Reifeprüfung mit Auszeichnung besteht, sich bei der Aufnahme des Studiums 1886 auf Rheinstädters Rat an der Universität Bonn der Unitas-Salia anzuschließen.

„Zweiter Gründer“ der Unitas

Unter dem damaligen Präses der Unitas-Salia, Josef Vogt - später Generalvikar (1918-1931) und Dompropst in Köln, 1930-1937 erster Bischof von Aachen (7) - wird Peter Kreutzer rezipiert. Im zweiten Semester übernahm der 20-jährige Theologiestudent den Vorsitz der Vinzenzkonferenz an der Stiftspfarre in Bonn und sammelt Erfahrungen für seine späteren Einsatz für soziale Fragen. 1887 trägt Peter Kreutzer des „Kaisers Rock“ und wird „Einjährig Freiwilliger“ bei den „Haketäuern“ in Köln. Ungewöhnlich früh, bereits im dritten Semester, wählte ihn die damals 36 Aktive zählende Unitas-Salia im Sommer 1887 zu ihrem „Präses". Besonderes Augenmerk seiner Arbeit galt der Wiederbelebung der wissenschaftlichen Sonntags­-Sitzungen, bei denen er selbst über „Die Ursachen des Seienden", „Über das Wesen des Seienden", den „Probabilismus" und über „Spuren der Uroffenbarung im Heidentum" sprach.

Nach der Lebensbeschreibung von Gottfried Salz sah der Unitas-Verband Peter Kreutzer schon zu seinen Lebzeiten „als seinen zweiten Gründer an“. (8) Der Grund: Kreutzer wurde als Präses der Unitas-Salia zugleich der Vorortspräsident des Gesamtverbandes, für dessen Gesamtentwicklung er einen entscheidenden Beitrag leisten sollte: Die Vorbereitung der außerordentlichen Generalversammlung am 21. September 1887 in Neuß und sein mit dem aus Werden stammenden Verbandsgründer Hermann Ludger Potthoff (9) - damals Oberpfarrer in Aachen-Burscheid - abgestimmter Antrag zur Aufnahme von Nichttheologen in die bis dahin nur Theologen vorbehaltene Korporation. Kreutzer gewann dazu auch den 35-Jährigen und im Verband sehr angesehenen Professor Prälat Joseph Prill, der im Folgejahr 1888 in Werden den ersten Altherren-Zirkel des Verbandes gründen sollte. (10)

Mit dem damals 36-jährigen Franz Hitze allerdings (Bild oben), der seit fünf Jahren dem Preußischen Abgeordnetenhaus und seit drei Jahren dem Reichstag angehörte, hatte er „einen schweren Kampf auszufechten. Dieser stand“, so Salz, „als konservativer Westfale auf dem Standpunkt: „Sint, ut sunt, aut non sint“ - der Verband mag bestehen, wie er ist, oder zugrunde gehen.“ Auch Ferdinand Rheinstädter, der Mentor und geistliche Vater Peter Kreutzers, ist an der Öffnung des Verbandes für Nichttheologen maßgeblich beteiligt: Er setzt sich für die Ansicht Peter Kreutzers ein, dessen „grundsätzlich apostolische und weltoffene Einstellung ... schon damals klar hervortrat und seinen Worten eine große Kraft der Überzeugung gab“ und der schließlich „durch kluge Taktik ... seinem Antrage zum Siege zu verhelfen“ weiß. (11)

Vom Germanicum in Rom nach Elberfeld

Für sieben Jahre geht Kreutzer ab 1888 nach Rom und tritt auf Vermittlung von AH Dr. Rheinstädter in das von Jesuiten geleitete Germanicum ein. Mit ihm studiert im roten Talar dort auch der später als „Berliner Großstadtapostel“ bekannt gewordene Dr. Carl Sonnenschein. Peter Kreutzer übernimmt in den sieben Jahren seines Aufenthaltes das angesehene Amt des „Philosophen-Präfekten“ in der studentischen Selbstverwaltung des Hauses, fällt durch eine besondere Neigung zu grundsätzlichen temperamentvollen wissenschaftlichen Disputationen, durch sehr intensives Gebetsleben, Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit, aber auch durch große Liebe zum Theaterspielen auf. Kurz vor seinem Tode wurde er etwa als der Verfasser des von der über die Grenzen Essens bekannten „Kumpanei“ im Saalbau eine Woche lang aufgeführten „Mysteriums vom Leiden Christi“ bekannt. Peter Kreutzer macht den zweifachen Doktor der Theologie und Philosophie und steht am 28. Oktober 1894 in Rom zum ersten Mal als Priester am Altar.

1895 kehrt Peter Kreutzer nach Hause zurück, wo ihm ein triumphaler Empfang bereitet wird, und feiert seine Heimatprimiz. Mit seiner Herkunftsregion er sehr verbunden, bleibt er zeit seines Lebens Mitglied im Büdericher Heimatverein. Der junge Priester kommt nach Aachen, ist als Kaplan 1895-1899 an St. Nikolaus, und wird anschließend ins sozial aufgewühlte Elberfeld in die Pfarrgemeinde St. Laurentius versetzt. In Elberfeld trifft er den späteren Berliner „Großstadtapostel“ Carl Sonnenschein (+ 1929, Berlin) wieder, mit dem er vor allem in der Seelsorge für die italienischen Steinbrucharbeiter zusammenarbeitet. Kreutzer übernimmt 1902 die Stelle des Rektors in der bergischen Arbeitergemeinde Wülfrath und hat hier - wie in Elberfeld - zahlreiche Italiener zu betreuen. Seit dieser Zeit hat er die Seelsorge für fremdsprachige Katholiken besonders im Blick. So legt er auch später immer Wert darauf, z.B. vor Italienern selbst in ihrer Muttersprache zu predigen.

Pfarrer an St. Johann Baptist in Altenessen

1907 beruft ihn der Kölner Erzbischof Kardinal Fischer als Pfarrer in die große Pfarrei St. Johann Baptist in Essen-Altenessen. Ein Jahr zuvor, 1906, hatte zeitgleich zum Deutschen Katholikentag dort die 47. Generalversammlung des Unitas-Verbandes stattgefunden. Mit der boomenden Revierstadt, sind damals bereits die Namen wichtiger Persönlichkeiten aus der unitarischen Gründergeneration verbunden: Der Verbandsgründer Hermann Ludger Potthoff stammte aus Werden, sein Freund Friedrich Ludger Kleinheidt, ebenfalls Jahrgang 1830 und 1886 Kölner Generalvikar, aus Heisingen. Ludger Wilhelm Pingsmann, Domkapitular in Köln, war 1832 in Werden-Kleinumstand geboren worden, Wilhelm Lindemann, erster Parlamentarier aus dem UV, 1827 in Schonnebeck, Pfarrei Stoppenberg. (12) Kardinal Antonius Fischer selbst, Kreutzers Bundesbruder und 1860 in Bonn rezipiert (13), hatte von 1864 bis 1888 als Religionslehrer am Gymnasium gewirkt. Ihm war 1889 in dieser Aufgabe Bbr. Joseph Prill gefolgt, der in Essen dreißig Jahre als Jugendseelsorger tätig war. 1898 übernahm dieser als erster Redakteur die Verbandszeitschrift „Unitas“, die er bis 1903 redigierte und unter dessen Schriftleitung sie ihren Namen erhielt. (14) Der erste Geschichtsschreiber des Verbandes, Karl Joseph Kuckhoff, wirkte mit ihm gemeinsam von 1907 bis 1916 am selben Gymnasium. (15)

Bundesbrüder: (v.l.) Totenzettel Ludger Pingsmann, der Kölner Erzbischof Antonius Kardinal Fischer, Prälat Joseph Prill, Prälat Prof. Albert Lauscher MdR (Zentrum)

Seelsorge in der Großstadt

Auf Kreutzer warten im Zentrum der Schwerindustrie große Aufgaben: Seelsorge unter Bedingungen der Großstadt, in die Menschen aus allen Regionen auf der Suche nach Arbeit und Brot geströmt waren, Wohnungsnot, soziales Elend, aber auch eine anhängliche kirchentreue Arbeiterschaft, deren Organisationsgrad in den katholischen Verbänden zunehmend wächst. Zwischen den Fördertürmen der Zechen und den Kokereien bemüht sich Kreutzer, seine Gemeinde zu einer Heimat für die zugewanderten Namenlosen und Entwurzelten zu machen.

1910 baut er das Katholische Gesellenhaus, 1913 wird das Marienhospital bedeutend erweitert, 1915 als Vereinshaus das Marienheim, auch ein Ärztehaus. In seiner Pfarrkirche lässt er Bilder der lokalen Heiligen, wie der Bergbauheiligen Barbara sowie von Kosmas und Damian, den Stadtpatronen von Essen, anbringen, er fördert Volksandachten, Nachbarschaften und Bräuche. Im Ersten Weltkrieg sorgt er für eine enge Verbindung mit aus der Gemeinde stammenden Soldaten, die im Feld stehen. In den ideologischen Auseinandersetzungen der Zeit unterstützte er die Bildung landsmannschaftlicher und katholischer Vereine, aber auch der christlichen Gewerkschaften: August Brust, der Gründer des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter, stammte aus seiner Pfarrei St. Johann in Altenessen.

Der als außergewöhnlich bescheiden geschilderte Seelsorger Kreutzer, der eine einfache Sprache übt, scheut sich aber nicht, als kraftvoller Prediger auch auf der Kanzel mit freidenkerischen und klassenkämpferischen Parolen auseinanderzusetzen. Als sich im November 1918 bei einer Versammlung der Spartakisten nach seiner Gegenrede eine Saalschlacht entwickelt, müssen ihn die katholischen Bergleute wieder heraushauen. Während des Spartakisten-Aufstandes in den Ostertagen des Jahres 1920 verhindert er die Besetzung der Kirche. Während der französischen Ruhr-Besetzung und der Inflationszeit muss er mit Suppenküchen für caritative Hilfe sorgen. Allein in seiner Pfarrei arbeiten bald fünf Vinzenzkonferenzen und ein Elisabethverein. Immer wieder übt er wochenlange strenge asketische Exerzitien, er lebt geprägt von dem im Germanicum geübten Dreiklang von Studium, Beschauung und seelsorglicher Aktivität. Er organisiert Volksmissionen, gibt Vorbereitungskurse für das Ehesakrament, ist aber auch viel unterwegs zu Hausbesuchen. Immer ist sein Beichtstuhl gefragt, Beichtwillige kommen von weither.

Erster Stadtdechant von Groß-Essen

1925 wird Dr. Kreutzer - gegen seinen Willen - zum Stadtdechant von Groß-Essen ernannt, wo seit dem 1.1. des Jahres drei Dekanate Altstadt, Neustadt und Borbeck eingerichtet waren. Am 1. April 1925 genehmigt die Regierung den bereits am 3. Juli 1922 gegründeten Katholischen Gemeindeverband. Mit über 350.000 Katholiken und 200 Seelsorgern ist Essen in bald vier Dekanaten die zweitgrößte Stadt des Erzbistums Köln und die Ortskirche wächst durch Eingemeindungen und Abpfarrungen neuer Gemeinden. Die Stadt weist die viertgrößte Zahl von Katholiken unter den Großstädten im ganzen Deutschen Reich auf. Allein sieben Kirchen werden während Bbr. Kreutzers Amtszeit als Vorsitzender des Gemeindeverbandes der katholischen Kirchengemeinden Essens in der Stadt neu gebaut. Aus seiner eigenen Pfarrei gründet er 1931/32 in der abgepfarrten Gemeinde St. Hedwig eine eigene Kirche.

In Front zu den Nationalsozialisten

Mehrere Kapläne sorgen zu dieser Zeit in St. Johann Baptist, der Altenessener Pfarrei des Stadtdechanten Dr. Peter Kreutzer, für die Seelsorge. Unter ihnen ist ab 1931 Bundesbruder Dr. Carl Klinkhammer (Bild oben), der dort von Beginn an sozialarbeiterisch tätig wurde und klar gegen kommunistische und nationalsozialistische Parolen auftrat. Kreutzer lässt seinen Kaplan, der während seiner zweijährigen Arbeit in der Gemeinde als „Roter Ruhrkaplan“ bekannt wird, gewähren; er unterstützt sogar Klinkhammers schließlich bald über Essen hinausgehende Vortragstätigkeit - auch wenn sich dieser das große Missfallen der Kölner Kirchenleitung zuzieht, die ihn vor 90 Jahren, im Frühjahr 1934, aus seinem Amt entfernt. Der als erster Priester von den Nazis verhaftete, spätere „Bunkerpfarrer“ von Düsseldorf, sprach von einem prägenden Einfluss Kreutzers, der immer wieder auch mäßigend auf ihn einzuwirken gesucht habe. (16)

Klerus und Laien gemeinsam

Mit Pfarrer Peter Kreutzers Amt sind hohe organisatorische Anforderungen verbunden - nach dem Protokoll ist der Stadtdechant zweiter Mann nach dem Oberbürgermeister. Als erster Dechant in der von starken katholischen Laienverbänden geprägten Unitas erkennt Kreutzer das Katholiken-Komitee als Zentralorgan des katholischen Lebens förmlich an und fördert es nachdrücklich. „In den zehn Jahren“, schreibt Salz 1940, „in denen Dr. Kreutzer Stadtdechant von Essen war, arbeiteten Klerus und Laien voller Harmonie, einer den anderen tragend und ergänzend.“ Der Stadtdechant habe in seiner Person die Beschaulichkeit, das innerliche Element des Essener Katholizismus verkörpert. „Je besser die Zusammenarbeit von Klerus und Laien ist, desto besser wird der Acker Gottes bestellt sein. Das klassische Beispiel dafür ist Essen, das katholische Leben dieser Stadt und ihr Stadtdechant“, resümiert Gottfried Salz. (17)

Bundesbruder Dr. Kreutzer, der „auch als Stadtdechant und Domkapitular immer ein schlichter Pastor blieb“ (18), wurden viele kirchliche Ehrungen zuteil. Seit 1926 Päpstlicher Geheimkämmerer, wird er 1932 nichtresidierender Domkapitular in Köln und Prosynodalkonsultator. In seinen Aufgabenbereich als Stadtdechant fiel im selben Jahr der 71. Deutschen Katholikentag in Essen mit dem auch sein eigenes Wirken bezeichnenden Motto „Christus in der Großstadt“. An den Vorbereitungen ist er maßgeblich beteiligt gewesen. Das Katholikentreffen wurde zur letzten großen Heerschau des deutschen Katholizismus und schloss mit einem Gottesdienst auf dem Baldeneyer Berg, an dem 250.000 Menschen teilnahmen.

Zwei Jahre später, am 10. Juni 1934, starb Peter Kreutzer nach 27-jähriger Arbeit als Priester in der Ruhrmetropole im Alter von 68 Jahren an Krebs. Zu seiner Beisetzung drei Tage später kam Kardinal Karl Josef Schulte aus Köln (19), 150 Priester gaben Bbr. Kreutzer das letzte Geleit. Sein Grab auf dem Nordfriedhof in Altenessen trägt das Bild des Guten Hirten.

Dr. Christof Beckmann, Essen

 

Anmerkungen:

(1) „Vor 20 Jahren starb Bbr. Stadtdechant Peter Kreutzer“, in: Unitas, 94. Jg., Dezember 1954, Heft 12, 19f.

(2) Gottfried SALZ: Dr. Peter Kreutzer. Ein Großstadtpfarrer. Münster 1940. Gottfried Salz aus Windeck im Siegtal (Priesterweihe Köln 14.8.1921; als junger Priester 1921-30 in Essen-Altenessen, 1930-36 an St. Andreas in Essen-Rüttenscheid), war als Kaplan bis 1936 eine zentrale Leitfigur in der katholischen Jugendarbeit Essens. Der Bezirkspräses der KJMV, der Konflikte mit der HJ oder Gestapo nicht scheute, geriet durch seine resolute Abwehrhaltung gegenüber den Machthabern aber auch in Gegensatz zur vorsichtigen Politik der obersten Kirchenleitung. 1936 wurde er vom Erzbischof nach Mülldorf bei Siegburg versetzt. Bei Kriegsende gelang es Salz, zuerst die fliehenden deutschen Soldaten, dann die einmarschierenden Amerikaner davon abzuhalten, das von ihm dort gebaute neue Gotteshaus wie auch ein Kloster in St. Augustin zu zerstören. Gottfried Salz kehrte 1950 als Pfarrer an St. Ludgerus in Essen-Rüttenscheid zurück und starb dort 1953.

(3) „Bbr. Dr. Peter Kreutzer, ein moderner Apostel in der Großstadt Essen“, in: Unitas 101. Jg., Mai 1961, Heft 5, 91-94

(4) vgl. von ihm verfasster Totenzettel seiner Mutter, in: SALZ 1940, 19

(5) * 23.9.1834 Köln, + 9.5.1889 Neuß, rezipiert 1852 bei der 1847 gegründeten „Ruhrania“ in Bonn. Sie nimmt 1854 den Namen UNITAS an, 1855 Unitas mit der durch Ferdinand Rheinstädter betriebenen Gründung der Unitas in Tübingen der Unitas-Verband. (vgl. Peter Josef HASENBERG, 125 Jahre Unitas-Verband. Köln 1981, (Unitas-Schriftenreihe, Band V) 32f., und Unitas 1963, 172ff.

(6) Rheinstädter, der auf äußere Disziplin keinen Wert gelegt habe, sei der „beste und beliebteste Lehrer“ an der Schule gewesen sein. Nach SALZ sei er für Kreutzer nach eigener Schilderung „das Ideal eines Priesters und Wissenschaftlers“ gewesen. Von ihm habe er „den Drang zur Wissenschaft und den Glauben an die sieghafte Kraft der Ideen, aber zugleich auch das starke Sendungsbewusstsein bei ihrer Verkündigung. Die freiheitliche Form seiner Erziehungsmethode war auch Kreutzer eigen.“ (SALZ 1940, 20)

(7) * 1865 Monschau, rezipiert WS 1885/86 in Bonn, 1888 Priesterweihe, 1893 Geheimsekretär von Kardinal Krementz

(8) SALZ 1940, 22

(9) * 13.1.1830 Werden, + 8.10.1888 Aachen-Burscheid, rezipiert 1851 in Bonn, 1863-1883 kgl. Hofprediger in Dresden (vgl. HASENBERG 1981, 21ff. und Unitas-Handbuch (UH), Band I, 289ff.)

(10) Dr. Joseph Prill (*9.6.1852 in Beuel, + 8.10.1935 in Lohmar), Päpstlicher Hausprälat, Professor, gründete 1888 in Werden/Ruhr den ersten Altherren-Zirkel des Verbandes. Zum Namen des Essener Zirkels war aus Respekt vor der Herkunft des Verbandsgründers „Werden“ gewählt worden.

(11) SALZ 1940, 22f.; vgl. HASENBERG 1981, 47ff, hier 50.

(12) nach Peter Josef HASENBERG, Essen - Mutterboden der Unitas. Die Gründergeneration des UV und der Bonner Ruhrania kam aus Essen, in: Unitas, 101. Jg., Mai 1961, Heft 5, 87. Nach UH, Band I, 347 ist der Literaturhistoriker Professor Lindemann in Schönebeck (Teil des Essener Stadtbezirks Borbeck) geboren.

(13) Antonius Fischer, rezipiert in Bonn 1860, 1888 Domkapitular in Köln, 1889 Weihbischof, 1898 Domdechant, seit 1902 Erzbischof in Köln, 1903 Kardinal.

(14) Beschluss der 41.GV in Würzburg: Das „Korrespondenzblatt“ (vorher „Roma“, „XP-Correspondenzblatt der Unitas“) erhält den Namen „Unitas, Organ des wissenschaftlichen katholischen Studentenvereins Unitas“.

(15) Prof. Dr. Karl Joseph Kuckhoff (* 1878 in Köln, + 2.10.1944 Hildesheim), rezipiert im SS 1898 in Bonn, war später Professor und von 1912-1918 MdR für den Landkreis Köln, 1919 MdPreuß. Nationalversammlung.

(16) Scherzhaft, berichtet sein ehemaliger Kaplan Gottfried Salz, habe Kreutzer einmal gesagt: „Ich bete jeden Morgen: Lieber Gott, gib mir heute die Gnade, daß ich nichts Gutes verhindere, was meine Kapläne wirken wollen.“ (SALZ 1940, 95). Zum Verhältnis zwischen Kreutzer und Klinkhammer vgl. auch Interview von H. Wilmer, KULT-URsachen Essen, Skript des Gespräches vom 4.2.1993 in Düsseldorf im Besitz des Verf.; vgl. auch Karl-Jürgen MIESEN, Sonnenscheins Sohn. Biographische Skizze über Carl Klinkhammer, in: Kirche in der Großstadt, Karl Waldenfels zum 80. Geburtstag, 126-167, hier 136-149

(17) SALZ 1940, 118

(18) SALZ 1940, 10

(19) Karl Josef Schulte, seit 1920 als Nachfolger Kardinals von Hartmanns (+ 1919) Erzbischof von Köln.