Heute, am 4. September, stehen sie auf dem Kalender: Remaklus, Rosa, Irmgard, Suitbert, Iris, Ida von Herzfeld und Rosalie. Dahinter verbergen sich ganz handfeste Zeugen des Glaubens, die tief in der europäischen Geschichte verwurzelt sind. Nun wäre heute aber auch an ihn zu erinnern: Den „Vater Europas“, Bbr. Robert Schuman. Mitgliedern der Unitas wird er allemal wie ein ständiger Begleiter vorkommen. So ist es gut, auch an diesen Zeugen des Glaubens an seinem Todestag zu denken.

Unitas als Prinzip
Robert Schuman selbst war sein Leben lang der Unitas verbunden: 1904 nahm der junge Student aus dem luxemburgisch-lothringischen Grenzland sein Studium in Bonn auf und schloss sich der Unitas-Salia an, die ihm den Spitznamen „Eggi“ verpasste. Vor 120 Jahren wechselte er zur Unitas München, die just in diesem Jahr 2025 den Vorort übernommen hat, war 1906 bei Unitas Arminia in Berlin aktiv, bis zum Studienabschluss dann bei Unitas Straßburg und in Metz als Referendar und Rechtsanwalt Mitglied im örtlichen Unitas-Altherrenzirkel. 1910 wurde er mit „summa cum laude“ zum Dr. iur. promoviert, war in vielfältigen Funktionen engagiert und als 1933 die Nationalsozialisten den Unitas-Verband zur Aufgabe des Katholizitätsprinzips zwangen, zahlte Schuman seine Beiträge an die österreichische Unitas - bis sie nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 auch dort verboten wurde.
Wie konstruktiv er ganz persönlich durch seine politische Arbeit als französischer Ministerpräsident, Außen- und Finanzminister und erster Präsident des Europäischen Parlaments mit der zerfetzten Geschichte des Kontinents umging, ist weitgehend bekannt. Der begeisterte Bücher- und Handschriftensammler wusste um die ständigen Gefährdungen des Friedens, die großen Brüche und Antagonismen der langen Entwicklung Europas. Doch umso klarer warf er sich in die Arbeit für die Heilung der unmittelbaren größten Katastrophe, die die Völker bislang erlebt hatten - und ging dabei noch weit darüber hinaus.
Besuch in Scy-Chazelles: Wohnhaus von Bbr. Robert Schuman, heute Bildungs- und Dokumentationszentrum Maison de Robert Schuman. In der benachbarten Wehrkirche St. Quentin aus dem 12. Jahrhundert ist der „Vater Europas" begraben worden (s.u.)
„Zerstückelung Europas ist eine Häresie“
In seiner vor 75 Jahren als Außenminister verkündeten programmatischen Erklärung mit dem Vorschlag zur Gründung der „Montanunion“ plädierte er für eine „Solidarität der Tat“ – nicht nur angesichts der damaligen russischen Bedrohung, erläuterte Schuman 1951 in der ZEIT. Doch es gebe weit „tiefere und nachhaltigere Gründe für die Einigung“, erklärte er: „Die Zerstückelung Europas ist ein Anachronismus, ein Nonsens, eine Häresie geworden“. Die europäischen Länder seien einfach nicht mehr in der Lage, ihre inneren Probleme mit eigenen Mitteln zu lösen, so sein Fazit - bereits damals. Dass sich dagegen viele Widerstände regten, dass sich aber auch viele in seine Spur stellten und zahllose konkrete Schritte zu einer vertieften europäischen Union folgten, ist den Zeitzeugen bekannt. Und dass sie sich gerade jetzt beweisen muss, liegt geradezu dramatisch auf der Hand.
1963: Tod in Scy-Chazelles
Am 4. September 1963 starb Bbr. Robert Schuman im Alter von 77 Jahren in seinem Heimatort Scy-Chazelles. Drei Tage später säumten Abertausende von Bürgern der Stadt Metz die Straßen, als der Sarg von der Präfektur zur Totenmesse in der Kathedrale überführt wurde. Für die Bundesrepublik nahm der Bundesminister für besondere Aufgaben Bbr. Dr. Heinrich Krone MdB teil, an der Spitze des Leichenzuges zog die französische Fahne, hinter ihr auf Bbr. Schumans ausdrücklichen persönlichen Wunsch die blau-weiß-goldene Fahne der Unitas, getragen vom Senior der Unitas Rhenania, mit zwei Bundesbrüdern seiner Unitas-Salia und der Unitas Stolzenfels. Seit dem 29. Juni 1986 erinnert der Unitas-Verband mit einer Gedenktafel in Berlin an seinen großen Bundesbruder.

Ein Leben im „Ruf der Heiligkeit“
1988 bezeichnete Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Schuman vor dem EU-Parlament als „ewiges Vorbild für alle Verantwortlichen am Aufbau Europas“. Im selben Jahr reichte die „Vereinigung des Hl. Benedikt für Europa“ beim Bischof von Metz, dem Heimatbistum Schumans, das Gesuch zur Seligsprechung ein. 1990, vor 35 Jahren, wurde dort der Seligsprechungsprozess offiziell eingeleitet und umfangreiche Informationen über Leben und Sterben, Tugendhaftigkeit und „Ruf der Heiligkeit“ gingen 2004 nach Rom an die vatikanische Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Am 19. Juni 2021 ernannte Papst Franziskus Bbr. Robert Schuman zum „Ehrwürdigen Diener Gottes“ - das Dekret zur Anerkennung des heroischen Tugendgrades gilt als Vorstufe seiner Seligsprechung.


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