„Findet die Wahrheit“: Albertus Magnus

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Wenn schon jemand „Albert der Große“ genannt wird, wird das seinen Grund haben. Albertus Teutonicus, Albertus Coloniensis oder schlicht Albertus Magnus haben sie ihn genannt. Heute steht er auf dem Kalender. Und er führte ein Leben wie aus dem Reisekatalog - ständig war er zu Fuß kreuz und quer durch Europa. Um 1200 in Lauingen bei Augsburg wurde er geboren, lebte ab 1222 bei einem Onkel in Venedig und Padua. Dort studiert er die Freien Künste, wohl auch Medizin, liest Aristoteles und kommt mit Jordan von Sachsen in Kontakt, dem Nachfolger des Hl. Dominikus als General des Dominikanerordens.

Wissenschaft und Glaube zu verbinden - dieses neue Ordensideal packt ihn: 1223 - im kommenden Jahr also vor 800 Jahren - schließt er sich dem Orden an, geht zum Noviziat ins Kloster nach Köln, studiert Theologie und wird zum Priester geweiht. Doch Köln reicht ihm nicht: Er setzt sein Studium in Hildesheim fort, dann in Freiburg, Regensburg, Straßburg. Als Jordan von Sachsen 1237 stirbt, schlagen ihn die deutschen Teilnehmer beim Ordenskapitel der Dominikaner in Bologna zum neuen Ordensgeneral vor. Er wird nicht gewählt, geht aber 1243 an die Sorbonne nach Paris, macht 1245 den Magister der Theologie, lehrt drei Jahre als Professor und befasst sich intensiv mit Aristoteles und der jüdisch-arabischen Philosophie, will das Erbe der Antike mit der Gegenwart versöhnen. Und es schließt sich ihm dabei ein besonderer Schüler an, der ihn in der Rezeption noch übertreffen soll: Der Verbandspatron der Unitas, Thomas von Aquin aus der italienischen Provinz Latium, der ihm 1248 auch nach Köln folgt.

 
Dort, wo sie gerade in seiner Anwesenheit den Grundstein für den gewaltigen Dom gelegt haben, soll Albertus das gerade ins Leben gerufene Studium Generale seines Ordens leiten. Die Kölner Klosterschule, aus der 1388 die Universität werden wird, bekommt einen hervorragenden Ruf, zieht Studierende aus ganz Europa an. Als sich Stadt und Erzbischof in die Haare kommen, nimmt sein Schiedsspruch Partei für die Bürger. Erzbischof Konrad von Hochstaden akzeptiert.
 
Als Albertus 1254 in Worms zum Provinzial der deutschsprachigen Dominikaner-Ordensprovinz Teutonia gewählt wird, gibt er sein Lehramt in Köln ab. Drei Jahre lang visitiert er die mittlerweile 40 Niederlassungen und kehrt 1257 als Leiter der Ordensschule nach Köln zurück. Als „wandelnde Universität“: Er ist Theologe, Historiker, Philosoph, Jurist, Chemiker, Biologe, Astronom, Geograph und Tierforscher. Einige seiner naturwissenschaftlichen Arbeiten gelten im jeweiligen Wissenschaftssektor als bahnbrechend. Und was er an Büchern und Traktaten zu Papier bringt, käme heute auf über 22.000 Druckseiten.
 
1260 macht Papst Alexander IV. ihn zum Bischof von Regensburg, damit die dort langandauernde Misswirtschaft ein Ende hat. Albertus wird rasch tätig, lässt sich jedoch zwei Jahre später dispensieren und nimmt seine Lehrtätigkeiten wieder in Würzburg und Straßburg auf. 1269 ist er wieder im Dominikanerkloster Hl. Kreuz in Köln, eine ehrenvolle Berufung an die Universität Paris lehnt er nun aber aus Altersgründen ab.
 
Doch hat ihn seine ungeheure Produktivität inzwischen selbst längst zur Legende gemacht, zahlreiche Geschichten sind über ihn in Umlauf. Ihm sagt man sogar nach, er habe einen selbständig denkenden und handelnden Roboter konstruiert. Hochbetagt stirbt er am 15. November 1280 in Köln. Seine Gebeine sind nach der Aufhebung des Dominikanerklosters (1804) in einem römischen Sarkophag in der Krypta von St. Andreas bestattet. Albertus Magnus wurde 1931 heilig gesprochen, Papst Pius XII. ernannte ihn am 16. Dezember 1941 zum Schutzpatron der Naturwissenschaftler. 1980, zu seinem 700. Todestag, betete Papst Johannes Paul II. an seinem Grab.
 
Fast 800 Jahre nach der Aufnahme seiner Liebe zur Wissenschaft ist heute also der Gedenktag eines der größten Gelehrten der Welt in seiner Zeit, der alles Wissen sammeln wollte und dabei selbst aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Der daraus einen bemerkenswerten Schluss zog: „Gott lässt sich in der Welt finden.“ – Und: „Findet die Wahrheit, denn die Wahrheit macht euch frei!
Das Fresko von Tommaso da Modena (1326–1379) von 1352 (s.u.) zeigt Albertus Magnus im Kapitelsaal von San Niccolò in Treviso, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Padua und etwa 30 Kilometer nördlich von Venedig.
 
Übrigens: Nicht ganz so weit südlich, in München, haben sich nach dem Krieg am 8.4.1948 Bundesbrüder in der Unitas Albertus Magnus zusammengeschlossen. Der Verein suspendierte 1967 und schloss sich wieder der bereits 1900 gegründeten Unitas in der bayerischen Landeshauptstadt an.
CB