Forschungsprojekt zu Lübecker Märtyrern läuft weiter

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LÜBECK / ESSEN. Am Freitagabend, 7. November 2025, wird in Lübeck ein neuer Zwischenstand zum laufenden Forschungsprojekt zu den Lübecker Märtyrern vorgestellt: Professor Dr. Sebastian Holzbrecher von der Universität Hamburg wird im Haus der Begegnung neben der Propsteikirche Herz Jesu (Parade 4) einen aktuellen Einblick in das derzeit laufende Forschungsprojekt geben. Wie an dieser Stelle bereits vor genau einem Jahr berichtet, greift das Projekt unter seiner Leitung den bisherigen Forschungsstand kritisch auf und will ihn dort ergänzen, wo neue Erkenntnisse und Fragestellungen es erfordern. Unter anderem geht es dabei um das persönliche Umfeld der vier am 10. November 1943 hingerichteten Lübecker Geistlichen: Dabei, so ein Ergebnis, entstand das Bild eines Netzwerkes, das deutlich größer als bisher angenommen war.

Umfeld der Märtyrer neu im Blick

Zu dieser Frage konnte Unitas Ruhrania dem Forschungsteam um Prof. Dr. Sebastian Holzbrecher (Universität Hamburg) und Jochen Proske (Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer, Leiter der Gedenkstätte) über 30 Namen von Bundesbrüdern aus dem engeren und weiteren unitarischen Umfeld von Johannes Prassek und Eduard Müller beisteuern. Zudem wurde eine umfangreiche Liste der von den Nationalsozialisten im KZ ermordeten, verhafteten, ausgewiesenen und in vielfacher Weise drangsalierten Bundesbrüder zusammengestellt. Es sind rund 500 bekannte Namen aus dem Unitas-Verband, die vor allem der engagierten Forschungsarbeit von Bbr. Dr. Wolfgang Burr zu verdanken sind. Insofern darf man auf die Ergebnisse sicher gespannt sein.

Zum anderen geht es bei dem Projekt um die Reaktion der katholischen und evangelischen Kirche auf die Verhaftung und das Todesurteil, aber auch um die Frage, wie Kirchen und Öffentlichkeit nach dem Ende der nationalsozialistischen Terrorherrschaft mit der Ermordung der katholischen Priester Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller und des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink umgegangen sind. Das seit Herbst 2023 laufende Projekt, das von der Erzbischöflichen Stiftung Lübecker Märtyrer, den beiden Kirchen, der Possehl-Stiftung und der Bluhme-Jebsen-Stiftung finanziert wird, soll im kommenden Jahr mit der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse abgeschlossen werden.

Reliquie jetzt auch in Rom

Seit der Bistumswallfahrt mit etwa 800 Gläubigen aus dem Erzbistum Hamburg, die zum Heiligen Jahr nach Rom führte, ist nun auch eine Berührungsreliquie in der Ewigen Stadt: In der Kirche San Bartolomeo, die von der Gemeinschaft Sant´ Egidio 2002 zur Gedenkstätte für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts aus den verschiedenen Konfessionen gemacht wurde, ist am 22. Oktober 2025 ein Stück vom Beichtstuhl übergeben worden, in dem die Lübecker Märtyrer saßen, Beichten hörten und Vergebung spendeten: „Diese Reliquie mahnt uns alle, sich ehrlich zu machen und ehrlich miteinander umzugehen – sich vor Gott verantwortlich zu wissen und zu leben – von ihm versöhnt und stets geliebt, miteinander versöhnt zu leben. Sant‘ Egidio versucht genau dies. Sant’Egidio lebt Versöhnung konkret: im Gebet, im Dialog, in der Freundschaft mit den Armen und im Einsatz für Frieden – so wie es die Lübecker Märtyrer vorlebten“, sagte Erzbischof Stefan Heße in seiner Predigt. Papst Leo XIV. nahm bei der Audienz für die Bistumsleitung eine neugestaltete Ikone mit dem Bild der vier Glaubenszeugen entgegen.

Die vier Lübecker Glaubenszeugen

Die von Papst Benedikt XVI. seliggesprochenen Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange wurden zusammen mit dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink am 10. November 1943 in Hamburg wegen „Wehrkraftzersetzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feindsendern“ zum Tode verurteilt. Bei der öffentlichen Seligsprechung am 25. Juni 2011 in Lübeck, bei der auch Stellbrink ehrend erwähnt wurde, war neben viele Bundesbrüder aus dem Unitas-Verband auch der damalige Vorort Unitas Ruhrania dabei, der mit dem damaligen Vorortspräsident Bbr. Sebastian Sasse, dem heutigen Ehrensenior, sein Vorortsjahr unter ihr Patronat stellte. Ausführlichere Biografien von Bbr. Johannes Prassek (*13.08.1911) und Bbr. Eduard Müller (*20. August 1911), die mit Kaplan Hermann Lange und Pastor Karl-Friedrich Stellbrink am 10.11.1943 von der Nazi-Justiz hingerichtet wurden, finden sich auf der Internetseite mit vielen Persönlichkeiten, die der Unitas an der Ruhr verbunden waren und sind.

Alle Infos zu den „Lübeckern“ mit Porträts der vier Geistlichen, ihren Abschiedsbriefe, einer Dokumentation der Seligsprechung, Texten, Predigten, Gedenkorten und Terminen sowie Quellen unter: https://www.luebeckermaertyrer.de/

Zum Download: Rückblick auf die Seligsprechung

Auf unserem Youtube-Kanal: Lübecker Märtyrer: Kunstaktion der Unitas Ruhrania mit Mika Springwald ; 10. November: Zum Todestag der Lübecker Märtyrer