Im Ruhranen-Paradies der Düfte

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ESSEN. Irgendwie lecker: Anis, Rum, heißer Rotwein, Gewürze und eine Spitzen-Möbelpolitur – alles mischte sich am Freitagabend im Conventsaal des Feldschlößchens zu einem unwiderstehlichen Cocktail. Die traditionelle Feuerzangenbowle versöhnte mit dem Murks dieser Tage, die blaugelben Flammen loderten und Professor Schnauz seufzte „Arme Eva!“ von der neuen Filmleinwand. Kult ist eben Kult und wenn der heiße Zucker schmilzt und gemächlich in den Topf tropft, geht es nun mal aufs Jahresende zu. Es wurde ein im Wortsinn berauschender Abend.

Hand anlegen zum Jahresausklang

Bevor jedoch die betörenden Dämpfe aufstiegen, war auch schon einiges geleistet worden: Lasergestützte Vermessungsarbeiten brachten am Nachmittag zunächst die Bilder mit Wappen und Granden der Ruhranengeschichte wieder an die Wände. Aber auch sicher die wertvollsten Devotionalien wurden einer schonenden Pflege unterzogen: Das nach dem I. Weltkrieg geschnitzte große Gefallenendenkmal der Gründergeneration schluckte fast eine ganze Flasche bester schweizerischer Möbelpolitur, die sorgfältig mit dem Pinsel aufgetragen wurde. Auch das große eichene Freibüter-Kruzifix ist nach entsprechender Behandlung endlich an seinen angestammten Platz in den Deckennische zurückgekehrt. „Und gleich fühlt man sich wieder richtig zuhause“, so ein treffender Kommentar. Am Samstag war alles wieder am Platz und aus der Küche zogen neue Düfte. Eine kleine Weihnachtsbäckerei hatte eröffnet - das Fest kann kommen.

Blick auf 2022: Weitere Veranstaltungen

Zum bisherigen Verlauf des Semesters zog der am 14. Dezember tagende Convent eine gemischte Bilanz: Hervorragend etwa, so die einhellige Meinung, war der spannende Besuch unter Tage auf Zeche Nachtigall in Witten, auch das kürzlich stattgefundene Treffen auf dem Weihnachtsmarkt in Essen. Die regelmäßigen Dienstag-Stammtische wurden inzwischen in das „Panoptikum“ am Gerlingplatz 4 verlegt. Schwierig allerdings blieben die Kontakte unter den herrschenden Corona-Bedingungen: Auch auf die anstehenden geplanten Philistrierungen im Januar werde sich dies auswirken. Die Planungen für die Exkursion ins Bochumer Bergbaumuseum und die Dreikönigskneipe mit der Düsseldorfer Unitas Rheinfranken am Samstag, 8. Januar 2022, sind angelaufen.

Für alle weiteren Veranstaltungen ist ein dauerhaftes 2G-Regiment beschlossen: Senior Nico Fröse weist vor dem Fest und dem Jahresende nachdrücklich darauf hin, dass dies im gesamten Semesterprogramm gilt und zudem für die Kneipen auf 2G+ erweitert ist.

Deckel auf das Jubeljahr

Ein denkwürdiges Jubeljahr zum 110-jährigen Bestehen der Unitas Ruhrania ist auf der Zielgeraden. Und wie bekannt anders, ganz anders als es geplant war. Trotz allem: Anfang des Jahres ging die neue Homepage an den Start, die 144. Generalversammlung konnte – wenn auch in stark reduzierter Version und unter ständig wechselnden Bedingungen – in Essen durchgeführt werden, das Feldschlößchen wurde 120 und im August führte die Altherren-/Hohe-Damenbunds-Tagung viele Gäste an die Ruhr. Die Vereinsfeste führten zusammen und Wissenschaftliche Sitzungen brachten eine ganze Reihe von echten Highlights, selbst wenn sie online per Zoom-Konferenz durchgeführt wurden. Nicht zuletzt: Die Zeit wurde genutzt, das Essener Unitas-Haus ist renoviert und aufgehübscht, seit zwei Wochen blubbert zudem eine neue Heizung im Keller.

Kurz: Man hat sich nicht aus den Augen verloren. Das ist schon mal in diesen Zeiten eine Menge. Und es wäre ja auch noch „schöner“: 220 Semester Vereinsgeschichte – gerade der Unitas Ruhrania - waren noch nie nur „Zucker“. Einmal im Jahr aber darf er fließen. Wenn die blauen Flammen züngeln und die Goten nicht wussten, wo sie eigentlich hinwollten. Auf ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!