Requiescat in pace: Dompropst em. Otmar Vieth

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BORBECK. Die Ruhr-Unitas hat ihm viel zu verdanken: Otmar Vieth, ehemaliger Pfarrer an St. Dionysius Essen-Borbeck, Essener Stadtdechant und Dompropst, ist am Abend des 29. Oktober 2022 gestorben.

Mit der Unitas bekannt wurde Otmar Vieth Anfang Ende der 1980er Jahre. Unvergessen ist der beschwerliche Aufstieg auf den irischen Wallfahrts-Berg Croagh Patrick, wo der begeisterte Irland-Fan mit den Teilnehmern einer AGV-Studentenwallfahrt die Messe feierte. Seine Predigt auf dem hagelumtosten Gipfel widmete er damals „Heiligen Bergen“ und auch an das anschließende Beisammensein in einem Pub seiner heimlichen Wahlheimat erinnern sich viele. Die jahrelangen Bemühungen um die Wiederbegründung der Unitas im Ruhrbistum hat Msgr. Otmar Vieth intensiv und ganz praktisch begleitet, sowohl die Bochumer Zeit der Ruhrania, als auch die Suche nach einem Studentenhaus, für das man schließlich 2004 in seiner Borbecker Gemeinde fündig wurde.

Ehrengast bei der Einweihung des neuen Unitas-Hauses

Über die persönlichen Kontakte hinaus verband Otmar Vieth ein großer Respekt für die lange soziale Tradition des Unitas-Verbandes. Dies machte er am 31. Mai 2008 in seinem Gruß beim Festakt zur Einweihung des neuen Unitas-Hauses im Feldschlößchen an der Flurstraße deutlich. Dabei erinnerte der damalige Essener Stadtdechant und Dompropst an die vielfachen persönlichen Begegnungen in den Jahren und an die besonderen Herausforderungen für eine dem christlich-sozialen Gedanken verpflichtete Studentenvereinigung im Ruhrgebiet. Bei dem Colloqium im Conventsaal verwies Prälat Vieth vor knapp 90 Bundesbrüdern und Ehrengästen auf das Erbe des Borbecker Vikars Heinrich Brauns und an die Umbruchszeiten für die Kirche im Revier. Herzlich lud er damals die Unitas zur aktiven Mitgestaltung ein. Auch dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen im CV war Vieth jahrzehntelang verbunden und immer gern gesehener Gast bei den Barbarafeiern des CV-Zirkels „Kohle“ in Essen-Borbeck, zu dem er lange enge Kontakte unterhielt.

Ein Kind des Reviers

Otmar Vieth, 1941 geboren, wuchs in Bochum-Riemke auf und wurde am 30. Januar 1969 durch den Essener Gründerbischof Franz Hengsbach zum Priester geweiht. Nach Kaplanszeit in Essen-Frillendorf und Essen-Rüttenscheid kam er 1974 als Leiter der Abteilung Sozialwesen ins Bischöfliche Generalvikariat Essen und wurde zum Domvikar ernannt. 1976 übernahm er die Aufgabe des Domzeremoniars und war ab 1982 als Stadtvikar in Essen „rechte Hand“ des damaligen Stadtdechanten Karl Zurnieden. 1985 übernahm Otmar Vieth die Nachfolge von Pfarrer Ludwig Theben an der Pfarrei St. Dionysius in Essen-Borbeck, bis 1995 das Amt des Dechanten des Dekanates Essen-Borbeck und war ab 1988 als Stadtdechant von ganz Essen Chef des Katholischen Stadthauses mit seinen Verwaltungsstellen, Beratungsgremien, Bildungs- und Beratungseinrichtungen.

Als Vorsitzender des Caritasverbandes für die Stadt Essen wirkte er für die Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, initiierte die Gründung der sozialen „Cosmas & Damian-Stiftung“ auf Stadtebene und übernahm vielfältige Verpflichtungen für die gesamte Stadtkirche. 1990 berief ihn Kardinal Franz Hengsbach als nichtresidierenden Domkapitular in das Essener Domkapitel und 2005 ernannte ihn Bischof Felix Genn zum Dompropst am Essener Dom.

Eine besondere Ehre wurde Vieth 2007 mit der Ernennung zum „Päpstlichen Ehrenprälaten“ durch Papst Benedikt XVI. zuteil, seit Oktober 2008 war er in Anerkennung seiner Verdienste Ehrenstadtdechant von Essen. Aus gesundheitlichen Gründen bat Otmar Vieth 2013 nach neunjähriger Amtszeit als „Hausherr“ am Dom um seine Emeritierung als Dompropst und konnte 2019 sein Goldenes Priesterjubiläum begehen. Der Domkirche blieb er jedoch eng verbunden - ebenso wie vielen Menschen in Borbeck und den akademischen Verbänden.

Requiescat in pace

„Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“, so hieß es an seinem Todestag am 29. Oktober 2022 in der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, „Denn für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn“ lautete ein Satz der zweiten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper“. Seine Arbeit, die Otmar Vieth in aller Bescheidenheit in vielfältigen Aufgaben in der Kirche Gottes übernahm, werden viele Spuren hinterlassen. „Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen“, sagt Jesus selbst im Evangelium nach Lukas (Lk 14, 1.7-11), das an diesem Tag in der von Otmar Vieth so gern gefeierten Liturgie gelesen wurde. Diese Ehre bleibt dem verdienten Seelsorger allemal, der ganz im Dienst an der Kirche und den Menschen aufgegangen ist und vielen ein Vorbild bleibt. R.i.P.!

Am 4. November hält die Eucharistische Ehrengarde um 19:30 Uhr in der Pfarrkirche St. Dionysius eine Betstunde für den Verstorbenen. Die Pfarrgemeinde feiert für ihren ehemaligen Pfarrer die Eucharistie am Donnerstag, 10. November, um 18 Uhr in der Pfarrkirche. Im Essener Dom wird am Freitag, 11. November, um 19 Uhr die Totenvesper für den langjährigen Dompropst gefeiert und am Samstag, 12. November, verabschiedet sich dort das Ruhrbistum mit einem Requiem um 15 Uhr von Otmar Vieth. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Kapitelsfriedhof.

Fotos: Dompropst Otmar Vieth bei der Einweihung des Unitas-Hauses 2008 an der Flurstraße in Borbeck