Ruhranen bei der 146. GV in der Stadt des Rechts

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ESSEN / KARLSRUHE. Ruhranen auf Tour: An Christi Himmelfahrt ging es für die Ruhr-Delegation für vier pralle Tage in die „Residenz des Rechts“. Karlsruhe lud zur 146. Generalversammlung (GV), wo die dortige Unitas ein fulminantes Finale ihres 100-Jährigen erleben sollte. Denn rund 400 Gäste kamen von allen Himmelrichtungen in die Fächerstadt, verwöhnt von herrlichstem Wetter und einer perfekten Organisation.

Das Präsidium im großen Tagungssaal von St. Stephan stand schnell: Bbr. Rafael Ibrahim (Unitas Franco-Alemannia Karlsruhe) übernahm die Leitung der Plenarsitzungen, ihm zur Seite standen Bbr. Christian Dresel und Vorortspräsident Emilio Rivera (Unitas Cheruskia Gießen). Für das GV-Protokoll platzierten sich Bbr. Michael Steimer, Bbr. Kilian Martin und Bsr. Fenja Cordes-Kleen, während Vorortspräsident und VGF Bbr. Hendrik Koors (Unitas Winfridia Münster) ihre Berichte ablieferten. Ersten Anträgen zu Finanzen und Haushalt folgten getrennte Sitzungen der Aktivenvereine, des Hohedamen-Bundes und des Altherrenbundes, am Abend aber eilten die Scharen zum geistlichen Auftakt in St. Bernhard - in überraschend großer Zahl. Auch Ruhranen ließen sich nicht nehmen, den Dienst am Altar mitzugestalten und anschließend in langem Pulk zum naheliegenden Schalander der Hoepfner-Brauerei zu preschen.

War der Himmelfahrts-Tag im Garten der ehrwürdigen Bierburg der Hoepfner-Brauerei und auf dem Haus der Karlsruher Unitas erwartungsgemäß auch sehr frohlockend ausgeklungen, so fanden doch über 150 Bundesbrüder und – schwestern am Freitagmorgen zu einer kurzweiligen Morgenmesse mit dem Geistlichen Beirat Tobias Spittmann zusammen. Dessen Amt wird in Zukunft „Präses“ genannt – nur eines von zahllosen Ergebnissen des folgenden Abstimmungs-Marathons, dem sich das Plenum stellte. Im Mittelpunkt: Die vollständig Punkt für Punkt diskutierte und abgestimmte komplette neue Verbandssatzung, die zuletzt nach jahrelangen Debatten in großer Einmütigkeit beschlossen wurde. Hoch konzentriert folgten die Vereinsdelegierten dem komplexen Abstimmungsmodus, in den mit Bsr. Franziska Klapperich auch eine Essenerin als stellvertretende GV-Präsidin ordnend und motivierend eingriff. Mit Spielverlängerung wurde die 5. Plenarsitzung schließlich kurz vor 20 Uhr unter den Tisch geschlagen – die Gestaltung des Abends hatte man vorsorglich von Veranstaltungen freigehalten. Gleichwohl: Erneut sah das Unitas-Haus auch an diesem Tag wieder viele Gäste.

Der Samstagmorgen, 20. Mai, wurde wie immer von der Verbandsmesse geprägt: In der vollständig gefüllten Stephans-Kirche galt das Gedenken den im vergangenen Jahr verstorbenen Mitgliedern – Ausdruck des unitarischen Lebensbundes über den Tod hinaus. Die anschließende Podiumsdiskussion zur Frage „Brauchen wir Kinderrechte im Grundgesetz?“ war hochrangig besetzt: Unter Moderation von Bbr. Dr. Axel Isak diskutierten Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Präsident des Bundesverfassungsgerichts a.D., Linda Zaiane-Kuhlmann vom Deutschen Kinderhilfswerk und Reinhard Prenzlow, Vorsitzender der BAG Verfahrensbeistandschaft und stellten sich der Debatte mit dem Publikum.

Freuten sich einerseits interessierte Teilnehmer der Stadtführung durch die „Stadt des Rechts“ mit ihren Institutionen, andere über das familienfreundliche Programm des Krabbel- und Kinderraums, bei dem der Nachwuchs liebevoll betreut wurde, ging es für die Delegierten am Nachmittag gleich wieder in eine erneute Abstimmungsrunde: Als ob die Mammut-Sitzungen des Vortages nicht gereicht hätten, stand noch eine der wichtigsten Entscheidungen an. Es galt, nicht nur die verbleibenden Anträge und Wahlen zu absolvieren – nicht zuletzt die des kommenden Vororts. Zur Überraschung stellten sich sogar zwei Kandidaten zur Wahl für das Amtsjahr 2023/2024. Gegen Unitas Reichenstein Aachen ging Unitas Elisabetha Thuringia Marburg als neuer Vorort des Unitas-Verbandes hervor - die Vorortsübergabe wird am 7. Juli 2023 in Gießen sein.

Verdient für alle war der Festkommers der 146. Generalversammlung am Abend allemal: Viele Chargenabordnungen füllten die Bühne in der vollen Badnerlandhalle und Bbr. Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Rennert, Präsident des Bundesverwaltungsgerichts a.D., sprach in seiner Festrede zum Thema „Die Würde des Menschen ist unantastbar - Beobachtungen nach (bald) 75 Jahren Grundgesetz“. Dabei stellte er die besondere Bedeutung von Absatz 1 des Deutschen Grundgesetzes heraus, der die Würde in einmaliger Weise allen anderen normativen Grundgesetzbestimmungen voranstellt. Zu später Stunde ging der souverän von Präside Bbr. Benjamin Koch (Unitas Franco-Alemannia) geschlagene Kommers in einen entspannten Ausklang in der Badnerlandhalle und im Unitas-Haus über.

Am Sonntag, 21. Mai, strömten die GV-Teilnehmer zum feierlichen Abschluss der 146.GV in St. Stephan. Das Pontifikalamt zelebrierten Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz, Unitas-Präses Tobias Spittmann und der Geistlichen Beirat der Unitas Franco-Alemannia, Bbr. Erhard Bechthold. Nach dem festlichen Hochamt stellten sich alle in guter Tradition zum Chargierten-Foto und sangen mit allen anwesenden Unitarierinnen und Unitariern das Bundeslied. Das Lob im Netz und allen sozialen Kanälen zu dieser GV war eindeutig: Eine tolle unitarische Familienfeier - mit allem Drum und Dran. Im nächsten Jahr geht es nach Osnabrück, dann nach Würzburg und 2026 nach Paderborn.