Vereinsfest am 15. Juni in St. Johann Baptist Essen-Altenessen

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ESSEN. Die Ruhr-Unitas feiert am Dreifaltigkeitssonntag, 15. Juni 2025, das Vereinsfest zu Ehren des hl. Bonifatius. Anders als angekündigt, wird es in der Gemeinde St. Johann Baptist stattfinden (Johanniskirchstraße 3, 45329 Essen-Altenessen). Dafür gibt es einen besonderen Grund: Der Gründungssenior der Unitas Ruhrania, Bbr. Pastor i.R. Helmut Wiechmann, der auch dem Verband über 12 Jahre mit Herzblut als Verbandseelsorger gedient hat, begeht an diesem Tag und Ort sein 25. Priesterjubiläum.

In der durch den ersten Essener Stadtdechanten Bbr. Peter Kreutzer (1886-1934) und Bbr. Kaplan Carl Klinkhammer (1903-1997) als Wegmarke der unitarischen Geschichtsschreibung vertrauten Kirche wird um 11.30 Uhr der festliche Gottesdienst beginnen. Ausreichend Parkplätze stehen am Marienhospital in der Johanniskirchstraße 5 zur Verfügung. Im Anschluss wird der Tag im benachbarten Pfarrheim fortgesetzt, zu dem sich viele Gäste, Freunde, Familie und Weggefährten angesagt haben. Das in großer Gemeinschaft gefeierte Priesterjubiläum wird gleichwohl der Rahmen für eine Rezipierung sein.

Vom Pfadfinder zum Anästesiepfleger

„Wo der Geist des Herrn weht, da ist Freiheit!" (2 Kor 3,17) – so hat Helmut v/o Don Camillo seine Einladung überschrieben. Zudem erinnert er an ein Wort von John Henry Newman (1801-1890), das ihn in seinem Leben begleitet hat: „Darin liegt der Adel und die Schönheit des Glaubens: daß wir das Herz haben, etwas zu wagen“ – ein Wort, das seinen Lebensweg kennzeichnet: Helmut Wiechmann v. Don Camillo, am 28. April 1951 in Essen geboren, absolvierte eine Lehre als Maler und Lackierer und machte eine Krankenpflegeausbildung, die er mit dem Krankenpflegeexamen am Gladbecker St. Barbara-Hospital abschloss. Mehrere Jahre war er aktiver St. Georgs-Pfadfinder in der dortigen Pfarrei St. Lamberti. „Eine rundum gute Sache und Prägung“, erinnert er sich gerne an diese Zeit. Seiner Bundeswehrzeit als Sanitäter in Itzehoe, Schleswig-Holstein, folgte eine Berufstätigkeit als examinierter Anästhesiepfleger.

Auf dem 2. Bildungsweg zum Abitur

Während dieser Zeit wuchs sein Wunsch, Priester zu werden. Dazu holte Helmut während seinem Berufsalltag das Abitur auf dem 2. Bildungsweg am Ruhr-Kolleg nach, übernahm eine große Zahl von Vormundschaften und nahm das Studium der Philosophie und Theologie an der Ruhr-Universität Bochum auf. Während dieser Zeit setzte er seine jahrlange Tätigkeit als Vormund fort, die er im Auftrag des Jugendamtes Essen und des Sozialdienstes katholischer Frauen in Bottrop für viele Kinder übernahm. Die intensive Sorge für die ihm Anvertrauten und die direkte Konfrontation mit harten Lebensschicksalen wurde für ihn zu einer lebensprägenden und dankbaren Erfahrung. Seiner zupackenden und lebensbejahenden Grundeinstellung gemäß ging er über die Vertretung der Jugendlichen vor Gerichten und anderen Einrichtungen noch hinaus, indem er eine Lebensgemeinschaft mit zwei Kindern gründete, mit denen er bis zu ihrer Volljährigkeit in einem gemeinsamen Haushalt zusammenlebte. Zum Lebensunterhalt trugen jahrelange Nachtdienste in verschiedenen Kliniken bei, wo er als Pfleger für kranke Menschen sorgte. Neben seiner vollen Berufstätigkeit ergänzte er das Studium mit Spezialausbildungen – u.a. zu klientenzentrierter Beratungstechnik bei Prof. Schwermer in der Pastoralpsychologie in Paderborn.

Weg in die Unitas

Im Wintersemester 1990/91 schloss sich Helmut Wiechmann dem Wissenschaftlichen katholischen Studentenverein Unitas Ruhrania an. Beim Kommers zum 80. Stiftungsfest am 2.2.1991 in Bochum leistete er seinen Eid auf die Gründungsfahne und wurde geburscht. Nur drei Tage später, am 5.2.1991, wählte der Convent „Don Camillo“ zum ersten Senior nach der Wiederbegründung. Entscheidend prägte er nun die folgenden Semesterprogramme, wie er zum Sommersemester 1991 in einer Grundsatzerklärung deutlich machte:

„Unser Semesterprogramm möchte ich unter einen Leitsatz von Dietrich Bonhöffer stellen: „Mag sein, daß der jüngste Tag morgen anbricht; dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht!“ Wir alle hoffen für eine bessere Zukunft unserer Welt, dürfen aber bei der Hoffnung und beim Träumen nicht stehen bleiben. Wir wollen gestaltend mitarbeiten und Verantwortung übernehmen. Wenn tatsächlich viele meinen, daß morgen alles vorbei sein könnte, halten wir dagegen: Heute, im Jetzt, etwas Gutes tun, denn jeder Augenblick ist kostbar!“

Unter diesem Anspruch entfaltete die neue Unitas Ruhrania mit Stiftungs- und Vereinsfesten bei den umliegenden Zirkeln, mit vielen Fahrten, Vorträgen in der Bochumer Konstanten „Wacholderhaus“, bei Familienterminen, Priesterweihen und Primizfeiern entlang der „A 40“ ein reges Vereinsleben.

Vom Diakon zum Priester

Nach seinem Eintritt ins Bischöfliche Priesterseminar absolvierte Helmut Wiechmann ein Pastoralpraktikum in der Duisburger Arbeiterpfarrei St. Josef am Dellplatz. Dem universitären Abschluss als Diplom-Theologe folgte ein einjähriges Praktikum in St. Ludgerus, Essen-Rüttenscheid. Am 25. Oktober 1998 empfing er mit fünf weiteren Kandidaten aus der Hand des Essener Weihbischofs Franz Vorrath die Weihe zum Diakon. Drei Chargenabordnungen von Unitas Ruhrania und Unitas Salia traten dazu in der überfüllten Propsteikirche St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer an.

Die Diakonatszeit absolvierte Helmut Wiechmann in der Pfarrei Heilige Schutzengel in Essen-Frillendorf. „Im Laufe der Jahre wurde mir immer mehr bewusst, dass die Welt Priester braucht“, berichtete er damals in seiner Vorstellung in der Essener Bistumszeitung „Ruhrwort“. Dass er sich das feste Ziel gesetzt habe, habe ihm auch über Zeiten hinweggeholfen, in denen er nicht sicher gewesen sei, ob es der richtige Weg sei. Gott schreibe auch auf krummen Zeilen gerade, meinte Bbr. Helmut, dankbar für viele Begegnungen mit Menschen, die ihn auf seinem Weg der Berufung unterstützt hätten.

Am Freitag vor dem Pfingstfest im Hl. Jahr 2000 weihte Bischof Dr. Hubert Luthe Helmut Wiechmann im Essener Dom zum Priester. „Alles, was ihr von jetzt an als Priester sagt und tut, ist allein sein Wort und sein Werk", sagte der Ruhrbischof den drei Neupriestern in seiner Predigt. Das sei die Last ihres Lebens, aber zugleich Gottes überquellendes Geschenk: „Wir danken euch, dass ihr euch der Hand Gottes stellt für uns, seine Kirche, und wir versprechen euch, mit euch Christen zu sein, damit ihr für uns Priester sein könnt.“

Die Ruhranenabordnung bei der Priesterweihe ihres ersten Seniors chargierte auch bei der Primiz am Pfingstsonntag in der ehemaligen Bergbaupfarre St. Barbara, Essen-Kray, mit Ludgerus- und Ruhranenfahne, gemeinsam mit dem hohen Vorort UNITAS-Cheruskia Gießen unter VOP Rainer Voss und VOS Lambert Klinke und der Abordnung der UNITAS-Rolandia aus Münster. Die Vorstände der AH-Zirkel, voran Essen mit dem Vorsitzenden Dr. Richard Wessendorf und eine starke Abordnung des Dortmunder Zirkels gratulierten und übergaben wie der AHV UNITAS-Ruhrania ihre Geschenke zu Priestergewand und Stola – ein großer Tag nicht zuletzt auch für Helmuts damals 90-jährige Pflegemutter Frau Anneliese Serno.

Im Dienst an Pfarrei, Verein und Verband

Bbr. Wiechmann wechselte als Kaplan in die Pfarrgemeinde Liebfrauen in Bochum-Altenbochum und setzte sich neben seinen Verpflichtungen und auch nach seiner Philistrierung zum 16.1.2001 weiter aktiv für seine Ruhranen ein. Über ambitionierte und gut besuchte Aktiventage in Dortmund und Duisburg wuchs der Geistliche Beirat seiner Ruhr-Aktivitas so immer weiter in die Unitas-Verbandsarbeit hinein: 2001 übernahm er als Nachfolger von Prälat Dr. Ernst-Günter Rokahr, Vizeoffizial des Erzbistums Köln, das Amt des Geistlichen Beirats im Unitas-Verband. Im Studenten- und Hausbauverein der Ruhr-Unitas begleitete er zudem aufmerksam die jahrelangen Bemühungen um ein eigenes Haus. 2004 wurde dazu schließlich das „Feldschlößchen“ in Essen-Borbeck gefunden und ab 2006 einer vollständigen Renovierung unterzogen. Helmut übernahm im selben Jahr die Gemeinde St. Theresia in Altena-Evingsen. 2008 feierte er zur Einweihung des neuen Unitas-Hauses die Messe im Conventsaal und ein Jahr später übernahm er die Aufgabe als Geistlicher Begleiter der neubegründeten Unitas Franziska Christine in Essen.

Seine priesterlichen Stationen führten ihn anschließend nach Duisburg, doch blieb er für seine Unitas weiter hochmobil: Jahrelang setzte er sich für seine Bundesschwestern und Bundesbrüder ein, feierte die Messe und predigte bei Aktiventagen und Generalversammlungen, wirkte im Verbandsvorstand mit, traute und taufte, führte in die Katholische Kirche ein und firmte, sorgte sich um Alte und Kranke, spendete die Krankensalbung, feierte ungezählte Male das Requiem und begleitete auf dem letzten Weg.

Bei der 137. Generalversammlung des Unitas-Verbandes 2014 in Bamberg übergab Bbr. Pastor Helmut Wiechmann nach über 12 Jahren sein Amt an Bbr. Pfr. Stefan Wingen und legte der unitarischen Familie in der Verbandsmesse besonders die Seligpreisungen aus dem Neuen Testament ans Herz. Beim Festkommers zeichnete Verbandsgeschäftsführer Bbr. Torsten Waibel den aus dem Amt scheidenden Verbandsseelsorger mit der Silbernen Verbandsnadel aus.

Im Sommer 2017 beschloss die 140. GV in Bonn einstimmig, Bbr. Wiechmann für seine Verdienste auch mit der Goldenen Verbandsnadel auszuzeichnen, die ihm durch Vorortspräsident Bbr. Simon Konermann von Vorort Unitas-Salia Bonn beim Vereinsfest Thomas von Aquin bei einem Festabend am 27. Januar 2018 im Unitas-Haus-Feldschlösschen verliehen wurde. Zuletzt übernahm er zuletzt in Nachfolge von Prof. P. DDr. Dr. h.c. Hans Waldenfels SJ die Aufgabe als Geistlicher Beirat des Katholischen Akademikerverbands Ruhr (KAR), ist sein Ehrengeistlicher und lebt heute in der Gemeinde St. Johann Baptist in Altenessen.

cb