ESSEN. „Vom 10.08. bis 15.08. finden die Tage der Begegnung anlässlich des Weltjugendtages in Köln vom 15.-21. Aug. statt. Die Ruhrania hat sich einiges in diesen Tagen vorgenommen“, so hatte bereits das Anschreiben des Seniors für die Planung des WS 2005 vermeldet: „Nicht nur, dass wir Jugendliche in unserem Haus beherbergen und uns am großen Begegnungsfest der Pfarrgemeinde St. Dionysius am Sa., den 13.08.05, beteiligen. Vielmehr wird das Haus jeden Abend als Begegnungszentrum für die Gemeinde und die Gäste des Weltjugendtages geöffnet sein.“
Was vor 20 Jahren – inzwischen immerhin vor 40 Semestern – die Gemüter bewegte, sollte einen Schub auslösen, der lange erhalten blieb. Doch in den Tagen damals war das Projekt mit einer Menge Schweiß verbunden: „Statt im sanierungsbedürftigen Gemäuer abzureißen, bettelten die Aktiven überall erst einmal vor den „Tagen der Begegnung“ nicht nur Getränke und anderes Nützliches zusammen, sondern fuhren auch beim Baumarkt vor. Und kehrten zurück mit ordentlichem Teppichboden – weil der Ruhrpott sich in Sachen Gastfreundschaft nicht lumpen lässt, zahlten sie keinen Cent“, war anschließend in der UNITAS 2/3 2005 zu lesen: „Der Biergarten wurde „blatt- und staubfrei“ gemeldet, das ganze Haus auf Vordermann gebracht. Denn schließlich erwartete man Gäste: Nicht nur zwölf Pilger aus Gleiwitz und Zabrze/Hindenburg in Oberschlesien, die im Obergeschoss ein perfektes Lager bezogen, sondern die gesamten Pfarrgemeinden St. Dionysius und St. Maria Immakulata mit allen 81 WJT-Gästen aus Polen, Nazareth und Ungarn.“
Ziemliches Elend: Das Feldschlößchen noch vor der Renovierung
Zwei große Zelte im Biergarten, Schirme und Beleuchtung, ein großer Bierwagen, Musikanlage, ein Riesenbüffet und mehr sorgten beim offiziellen Begrüßungsabend am 11. August für tolle Stimmung, so der Bericht nach dem großen Ereignis: „Tat man sich beim WJT-Song, dem ersten „Venimus adorare“ zur Gitarre noch schwer, so stimmten bald schon die gesamten Messdiener, Pfadfinder, Jung-Unionisten, Kolpingbrüder und Ehrengardisten samt Pfarrer und Vikar in den Gesang ein. Keine Frage, dass auch in den nächsten Tagen bis zur Abschlussfete das Ruhranen-Haus der feste Treffpunkt für viele der Gäste und Gastgeber war. Immer standen die Bundesbrüder zur Verfügung, frisch gewandet in einheitlichen blauen Poloshirts und sofort an Schriftzug und Zirkel erkennbar. Viele gemeinsame Erlebnisse, die Messen, unzählige Gespräche und Begegnungen bis zum Abschied am 15. August haben unvergessliche Tage geprägt. Die eigenen Gäste trugen stolz das UNITAS-Zeichen auf eigens angefertigten T-Shirts und ein paar Tränen wurden durchaus verdrückt, als es für sie auf nach Köln ging. Mit einer fünfköpfigen Abordnung folgten die Ruhranen an den Rhein, eine eigene Fahne im Gepäck. Auch sie hatten bei ihrer Heimkehr viel zu erzählen.

Für die UNITAS Ruhrania waren die Tage so etwas wie eine Initialzündung. Wer im Umkreis bislang glaubte, dass sich ein Verein mit eigener Gaststätte zumeist auch darin aufhält, gewann einen neuen Eindruck. Interessierte Fragen nach Sinn und Zweck einer unitarischen Gemeinschaft kamen nicht nur aus der Pfarrgemeinde, ihren Gruppen oder aus der Nachbarschaft, sondern auch etwa von Vertretern der Bezirksvertretung. Die geistlichen Begleiter der polnischen Gäste fragten nach, wenn es um „Unitaria“ ging – Adressen wurden ausgetauscht, ein lettischer Priester war überzeugt: „UNITAS ist auch etwas für uns. “ Und man bleibt im Gespräch: Ob zum Zapfen beim Pfarrfest angesprochen – selbstverständlich trat die Mannschaft in gut erkennbarer Montur auf – oder bis hin zum Besuch des Bundestagsabgeordneten Andreas Schmidt (CDU), der sich interessiert das Haus zeigen ließ. Auch das „Nachtreffen“ zu den Borbecker WJT-Tagen soll ganz offiziell wieder in der Flurstraße stattfinden.“
Soweit der Bericht und so geschah es dann auch, selbst wenn sich dadurch die Eröffnung des renovierten Gebäudes und der dann verpachteten Kneipe inklusive Biergarten verzögern sollten. 2006 nahmen Aktivitas und Alte Herren die Arbeiten auf. Und wo zuvor noch munteres Leben rund um den eigenen Tresen und in den Stockwerken bis unters Dach herrschten, dröhnten nun die Abbruchhämmer, um den ganzen traditionsreichen Bau an der Flurstraße wieder in den Rohbauzustand zu versetzen. Aber das ist eine andere Geschichte – wer dabei war, erinnert sich sicher lebhaft genug.
cb
